Pressebericht der „Westfälischen Nachrichten“ vom 29.11.2018:

Kettenehen und Kriegsgefangene

Die sechste Ausgabe des Geschichtsheftes der beiden Heimatvereine Lüdinghausen und Seppenrade, „Ammonit und Glocke“ ist erschienen. Vier Autoren widmen sich darin fünf verschiedenen historischen Themen. Es geht unter anderem um Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg und eine erfolgreiche Wirtin im frühen 19. Jahrhundert.

Die Themen gehen nicht aus. Auch in der sechsten Ausgabe von „Ammonit und Glocke“ wird ein weiter Bogen gespannt. Auf den 80 Seiten des jetzt erschienen Geschichtsheftes der Heimatvereine Seppenrade und Lüdinghausen beschäftigen sich die Autoren Dieter Böhle, Manfred Neuhaus, Heribert Schwarzenberg und Stefan Wiemann mit ganz unterschiedlichen historischen Begebenheiten oder Persönlichkeiten.

Eine erfolgreiche Geschäftsfrau

Die Themen gehen nicht aus. Auch in der sechsten Ausgabe von „Ammonit und Glocke“ wird ein weiter Bogen gespannt. Auf den 80 Seiten des jetzt erschienen Geschichtsheftes der Heimatvereine Seppenrade und Lüdinghausen beschäftigen sich die Autoren Dieter Böhle, Manfred Neuhaus, Heribert Schwarzenberg und Stefan Wiemann mit ganz unterschiedlichen historischen Begebenheiten oder Persönlichkeiten.

Eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau scheint Lisette Schnütgen (1780 – 1846) gewesen zu sein. Das hat Stefan Wiemann herausgefunden. In Münster geboren, kam sie mit ihrer Familie im Alter von 14 Jahren nach Lüdinghausen. Dort eröffnete die ledige „Demoiselle Lisette“ 1816 in der Mühlenstraße eine Schenkwirtschaft. Das Haus – gegenüber dem Raesfeldschen Armenhaus (heute Familienbildungsstätte) – hatte sie zuvor erworben. Der Betrieb einer Gastwirtschaft sei zu jener Zeit eine der Möglichkeiten für Frauen gewesen, selbstständig unternehmerisch tätig zu sein, beschreibt Wiemann. Als die Wirtin mit 66 Jahren – noch immer ledig und kinderlos – starb, hinterließ sie Nichten und Neffen ein durchaus üppiges Erbe. Dazu gehörten neben der Wirtschaft auch ein Pachtkotten sowie ein nicht unerhebliches Barvermögen. Das geht aus ihrem Testament hervor. In einem weiteren Beitrag erläutert Wiemann das System der „Kettenehen auf Lüdinghauser Bauernhöfen“.

Mit dem Schicksal Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs in Seppenrade und Lüdinghausen haben sich Dieter Böhle und Manfred Neuhaus beschäftigt. Im Rosendorf waren etwa 30 französische Soldaten im damaligen Haus Kock (heute Hauptstraße 8), im Veranstaltungssaal des Gasthauses, untergebracht, berichtet Böhle in seinem Aufsatz. Die 80 ebenfalls französischen Kriegsgefangenen in Lüdinghausen fanden Platz in der Turnhalle der Landwirtschaftsschule (Tüllinghofer Straße), berichtet Neuhaus – und zwar schon im Frühjahr 1915. Während die Insassen in der Turnhalle aus einem großen Lager in Münster stammten, kamen die Gefangenen in Seppenrade aus Richtung Dülmen.

In einer Turnhalle untergebracht

Die Gefangenen arbeiteten in der Landwirtschaft und in Industriebetrieben, beschreibt Neuhaus. Dazu zählten unter anderem die damaligen Eisenwerke Lüdinghausen, die Maschinenfabrik Pilgrim und das Dampfsägewerk Entrup. Wobei die Seppenrader sich noch bis in den Sommer 1916 gegen diese Einsätze wehrten und sie für unnötig hielten, wie Böhle aus den Akten des Stadtarchivs entnehmen konnte. Mit dem Ende des Krieges am 11. November wurden auch die Gefangenenlager in Lüdinghausen und Seppenrade aufgelöst.

Mit dem politischen Leben des Kommunalpolitikers Dr. Wilhelm Brockhoff hat sich Heribert Schwarzenberg auseinandergesetzt. Dieser gehörte in den 1920er und 1930er Jahren dem Zentrum an, kam unter den Nazis im Jahr 1943 ins KZ Dachau und zählte nach dem Zweiten Weltkrieg zu Mitbegründern der örtlichen CDU. Er wurde während der Besatzungszeit von den Briten zeitweise sogar als Bürgermeister eingesetzt.

 

Zum Thema „Ammonit und Glocke“:

Das Geschichtsheft „Ammonit und Glocke“ ist in Lüdinghausen erhältlich bei Lüdinghausen Marketing (Borg 4). In Seppenrade wird es am Stand des Heimatvereins am 1./2. Dezember im Rahmen des Weihnachtsmarkts angeboten. Erhältlich ist es zudem in den Geschäftsstellen von Volksbank und Sparkasse. Zudem wird es beim Stadtgeburtstag am 9. Dezember 2018 (Sonntag) offeriert. Das Heft kostet fünf Euro.

 

Bild: Autoren und Redaktionsteam von „Ammonit und Glocke“ (v.l.): Heribert Schwarzenberg, Manfred Neuhaus, Stefan Wiemann, Dr. Ilona Tobüren-Bots und Liane Schmitz

(Text und Bild: Pressebericht der „Westfälischen Nachrichten“ vom 29.11.2018)